© Marcus Koch

Unsere Kirchen

Zu unserer Kirchengemeinde gehören die St. Johannis-der Täufer-Kirche in Drakenburg, die St. Michaelis-Kirche in Heemsen und die Kapelle in Anderten. Die Drakenburger Kirche gehört zu den ältesten Gotteshäusern im Mittelweserraum, die Heemser Kirche ist nach St. Martin in Nienburg die mit 600 Plätzen größte im Kirchenkreis Nienburg. In den vergangenen Jahren wurden enorme Anstrengungen für den Erhalt dieser ortsbildprägenden Gebäude unternommen. Um all die Maßnahmen an dieser Stelle dokumentieren zu können, stellt uns DIE HARKE ihre Artikel und Fotos zur Verfügung.
Quelle: Edda Hagebölling
Pastor Dietmar Hallwaß vor der Drakenburger Kirche. Wegen der total maroden Elektrik können dort bis auf Weiteres keine Gottesdienste stattfinden.

Elektrik total marode: Drakenburgs Kirche bis auf Weiteres nur eingeschränkt nutzbar

Drakenburgs Kirche ist bis auf Weiteres nur eingeschränkt nutzbar. Weil große Teile der Elektrik total marode sind, hat das Amt für Bau- und Kunstpflege in Hannover nach Sichtung der Mängelliste dringend empfohlen, die Kirche zu sperren. Wie es weitergehen kann mit dem unter Denkmalschutz stehenden rund 700 Jahre alten Gebäude, entscheidet sich am kommenden Donnerstag. Fest steht: Die Besucherinnen und Besucher der stattlichen St.-Johannis-der-Täufer-Kirche werden künftig ohne Heizung klarkommen müssen.
In der Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen hat man die Hiobsbotschaft von der Kirchensperrung mittlerweile verdaut. Nach mehreren Treffen wurde sich darauf verständigt, die Gottesdienste entweder in das frisch renovierte Gemeindehaus gleich neben der Kirche oder in die Kirche nach Heemsen zu verlegen. Nach St. Martin in Nienburg ist die Heemser St.-Michaelis-Kirche immerhin das zweitgrößte Gotteshaus im Kirchenkreis.
In Heemsen findet jetzt zum Beispiel der Pfingstgottesdienst statt, in dessen Verlauf vier Kinder getauft werden. Verschoben wurde dagegen das für den 13. Mai geplante Konzert mit dem Chor „Vivace“ aus Lüneburg. Was aus der bevorstehenden Jubelkonfirmation werden soll, steht noch nicht ganz fest.
Jetzt wird improvisiert
„Natürlich möchten alle Jubilare dieses Ereignis in der Kirche feiern, in der sie auch konfirmiert wurden“, gibt Pastor Dietmar Hallwaß zu bedenken. Sollte diese Veranstaltung stattfinden, dann ohne Orgel, Beleuchtung und Heizung. „Wir müssten improvisieren“, sagt Hallwaß weiter.
Erfahrungen im Improvisieren konnte man bereits bei der Konfirmation sammeln, die am vergangenen Wochenende in Drakenburg stattgefunden hat. Die Nachricht aus Hannover war nur ein paar Tage vor diesem für die Konfirmandinnen und Konfirmanden so wichtigen Tag eingetroffen.
Zusätzliche Strahler im Altarraum, Musik vom Posaunenchor und Sandra Weiglein am E-Piano – dieses Musikinstrument ließ sich an einen anderen Stromkreis anschließen – trugen schließlich dazu bei, dass der Tag trotzdem zu einem tollen Ereignis wurde. Wenn auch ohne Heizung.
Ohne Orgel, Licht und Heizung auskommen müssen dagegen die Beerdigungsfeiern, die bei Bestattungen auf dem kirchlichen Friedhof in der Kirche stattfinden. „Glücklicherweise haben wir im Sommer weniger Beerdigungen als im Winter“, so Pastor Dietmar Hallwaß.
Aufgefallen sind die eklatanten Mängel an der Stromversorgung in der Drakenburger Kirche eher zufällig. „Wir träumen ja schon länger davon, die Orgel restaurieren zu lassen“, so Dietmar Hallwaß. Messungen haben aber ergeben, dass die Luftfeuchtigkeit in der Kirche dafür viel zu hoch ist. Die neuen Orgelpfeifen würden nur allzu schnell unter Bleifraß leiden.
„Aus diesem Grunde hatten wir eine Elektrofirma damit beauftragt, eine Belüftungsanlage zu installieren. Und deren Mitarbeiter wiederum haben mit Erschrecken festgestellt, wie es um die Elektrik in der Kirche bestellt ist“, so Dietmar Hallwaß.
Die Kosten für die Lüftungsanlage – rund 20 000 Euro – wollte der Kirchenkreis übernehmen. Auch vor dem Hintergrund, dass die Pfeifen der Drakenburger Orgel zu den ältesten in der gesamten Landeskirche zählen.
Jetzt stehen 50  000 Euro allein für die neue Elektrik im Raum. Ausgeführt werden könnten die Arbeiten wegen der übervollen Auftragsbücher frühestens in den Sommerferien. Am kommenden Donnerstag kommen Vertreter vom Amt für Bau- und Kunstpflege, vom Kirchenamt, vom Ingenieurbüro, vom Elektrounternehmen, vom Kirchenvorstand und vom Pfarramt in Drakenburg zusammen, um das Vorgehen zu besprechen. Für eine Zukunft ohne Heizung wird über heizbare Sitzkissen nachgedacht.
Bei Radtouristen beliebt
Sehr gerne würde man die Kirche in Drakenburg – losgelöst von dem Elektrik-Debakel – wieder für Radtouristen und andere Interessierte öffnen. „Da wir direkt am Weserradweg liegen, gibt es unheimlich viele, die sich unsere Kirche ansehen möchten“, berichtet Dietmar Hallwaß. Allerdings sei das nur noch unter Aufsicht möglich.
Viel zu häufig ist von aufgebrochenen Opferstöcken in den sogenannten offenen Kirchen zu lesen. Dieses Risiko möchte man in Drakenburg nicht eingehen.
Quelle: DIE HARKE vom 6. Mai 2023
Quelle: Edda Hagebölling
Aufatmen in Heemsen bei Pastor Dietmar Hallwaß, „Bauleiter“ Christian Labrenz und Küster Friedrich Burdorf: Die Bauarbeiten rund um die St.-Michaelis-Kirche sind so gut wie abgeschlossen.

Jetzt fehlt nur noch die Toilette. Und die Lampen

Aufatmen in Heemsen bei Pastor Dietmar Hallwaß, „Bauleiter“ Christian Labrenz und Küster Friedrich Burdorf: Die Bauarbeiten rund um die St.-Michaelis-Kirche sind so gut wie abgeschlossen. Wenn auch die letzten Baufahrzeuge abgezogen und die letzten Bauzäune verladen sind, sind rund 720 000 Euro verbaut worden. Geld, das von der Landeskirche für den Erhalt und den Rückbau des Gotteshauses zur Verfügung gestellt wurde.
„Wir standen bei der Landeskirche ganz oben auf der Liste“, so Pastor Dietmar Hallwaß bei einem Treffen mit der HARKE am Sonntag. Hinter Hallwaß und seinen Mitstreitern liegen anstrengende Jahre. Mitte 2013 war zunächst mit den Planungen und zwei Jahre später schließlich mit den Bauarbeiten begonnen worden. Zunächst wurden die Fassade und das Kirchendach saniert. Die Außenmauern des Hauptschiffes wurden ausgebessert und das Dach neu gedeckt. Außerdem wurden zehn kleine Pfeilertürmchen errichtet, wie sie die Kirche bis 1977 zierten. 
Der zweite Bauabschnitt – Kirchturm mit Dachreiter, Uhr und Bekrönung – begann im Juni  2017. Und schon bald begannen auch die Arbeiten im Inneren der Kirche. Im Juli 2018 hatten Fachleute aus Berlin den Auftrag abgeschlossen, die alten bleiverglasten Fenster aus dem Altarraum auszubauen und gegen wunderschöne neue auszutauschen (DIE HARKE am Sonntag berichtete). Die schlichten alten Fenster fanden wiederum ihren neuen Platz in den beiden bereits vorhandenen Windfangtüren. Und auch die Firma aus Paderborn, die den Auftrag hatte, die Türen aufzuarbeiten, hat ihre Arbeit mittlerweile abgeschlossen. Tag für Tag im Einsatz war zuletzt  die Firma, die für den dritten Bauabschnitt zuständig war: die Außenanlagen. „Die waren wirklich zuverlässig“, so Küster Friedrich Burdorf.  Der Auftrag bestand darin, den alten Weg von der B 209 zur Kirche aufzunehmen, den neuen, der in Verlängerung der Querungshilfe über die B 209 diagonal über  den Friedhof zum Haupteingang führt, zu verlegen und auch den Weg rund um die Kirche neu zu pflastern. Natürlich erst, nachdem die neue Schmutz- und Regenwasserleitung verlegt war. Denn damit geht für den Vorstand der Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen ein weiterer lang gehegter Wunsch in Erfüllung: eine vernünftige Toilette. 
„Für diese Kosten müssen wir zwar selbst aufkommen, dank zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung rückt aber auch dieses Ziel in greifbare Nähe“, so Bauleiter Christian Labrenz. Noch im Juli kommen sollen außerdem die fünf Leuchten, die den Gottesdienstbesuchern bei Dunkelheit den Weg in die Kirche weisen sollen. 
Bereits vorhanden sind ferner die Hülsen für die Strahler, mit denen Heemsens St.-Michaelis-Kirche, nach St. Martin in Nienburg die zweitgrößte im Kirchenkreis, möglicherweise einmal illuminiert werden soll. Ein Probelauf ist für Oktober vorgesehen. „Wir haben die Hoffnung, dass uns die politische Gemeinde Heemsen in diesem Vorhaben unterstützt“, so Pastor Dietmar Hallwaß. Von einer stimmungsvoll angestrahlten Kirche direkt an der Ortsdurchfahrt würde der gesamte Ort profitieren, ist Hallwaß überzeugt.
Nach Auskunft von Andreas Brandt, Leiter des Amtes für Bau- und Kunstpflege bei der Landeskirche Hannover ist die Sanierung der Heemsen Kirche in folgende drei Kostenstellen unterteilt:
• Dachinstandsetzung Kirchenschiff: rund 320 000 Euro
• Dachreiterinstandsetzung (Turm): 340 000 Euro
• Erneuerung der Außenanlagen: 63 000 Euro.
Zum ersten Mal erwähnt wurde die Heemser Kirche im Jahr 1179. Wie aus der kleinen Chronik hervorgeht, die Heemsens langjähriger Pastor Dieter Lichtblau anlässlich der Wiedereinweihung nach der letzten großen Renovierung vor 40 Jahren am 2. Advent 1977 zusammengestellt hatte, handelte es sich bei der Heemser Kirche zunächst um eine kleine Holzkirche. Abgelöst wurde diese 1250 durch eine Steinkirche. Das Kirchenschiff war 13 Meter lang und zehn Meter breit. Ein weiterer Neubau folgte 1864. Der Vorgänger mit seinen 270 Plätzen war nicht mehr groß genug. „Schon an gewöhnlichen Sonntagen musste eine Teil der Gemeinde dem Gottesdienst stehend beiwohnen“, heißt es in der kleinen Festschrift.
Die Einweihung fand im Jahr 1864 am Michaelisfest statt. Seither verfügt Heemsens Michaeliskirche über 660 Sitzplätze. Zum Vergleich: In Nienburgs Theater finden bis zu 630 Gäste Platz.
Die Holzbänke wurden ebenfalls im Rahmen der Sanierung vor 40 Jahren gegen grüne Holzstühle ausgetauscht.
Dass die Einweihung der „neuen“ Kirche gebührend gefeiert werden soll, versteht sich von selbst. Sobald auch die letzten Bauarbeiten abgeschlossen sind, macht sich der Kirchenvorstand an die Planung.

Quelle: DIE HARKE am Sonntag vom 28. Juli 2019 


Angefordert, aber nicht eingeschmolzen

Dass man in Heemsen keine Angst davor haben musste, eine Hakenkreuz-Glocke in seinem Glockenturm zu beherbergen, war Küster Friedrich Burdorf schon klar, bevor die Kirchenleitung alle Kirchengemeinden beauftragte, sich die eigenen Kirchenglocken doch sicherheitshalber noch einmal etwas genauer anzusehen. Friedrich Burdorf kennt „seine“ beiden Glocken. Die große, 20 Zentner schwere, in die neben einem frommen Spruch die Namen der seinerzeit aktiven Kirchenvorstände eingraviert sind, und deren kleine, „nur“ etwa acht Zentner schwere Schwester. Offiziell sind Henny und Friedrich Burdorf erst seit 40 Jahren Küster im Kirchspiel Heemsen, da aber sowohl Friedrich Burdorfs Eltern als auch seine Großeltern schon Küster waren und die Familie Zeit ihres Lebens direkt neben der Heemser St.-Michaelis-Kirche, nach St. Martin in Nienburg die zweitgrößte im gesamten Kirchenkreis, lebte, ging er schon als Kind in der Kirche ein und aus.
Und erinnert sich noch genau an den Tag, an dem die 20-Zentner-Glocke aus dem Glockenturm herabgelassen wurde, weil sie in den letzten Kriegsjahren von den Nationalsozialisten angefordert und zu Waffen verarbeitet werden sollte. „Der damalige Kirchenvorstand hatte den Zimmermann Josef Mrukwa, einen Flüchtling aus dem Osten, um Hilfe gebeten, als es hieß, die Glocke muss abgeliefert werden“, so Friedrich Burdorf. Und der hatte die Idee, aus Baumstämmen eine Art Rutsche zu bauen, die Pfeiler aus dem Glockenturm herauszunehmen und die Glocke per Flaschenzug Zug um Zug herabzulassen. Zwei Tage habe dieses Unterfangen gedauert.
Die Mühe hatte sich gelohnt. Nachdem der 2. Weltkrieg zuende war und man sich bei der Spedition Göllner in Nienburg erkundigte, was denn wohl aus der Heemser Glocke geworden war, stellte sich heraus, dass sie noch da war. Wohlbehalten und unbeschadet.
Der Weg zurück in den Glockenturm war dann zwar genauso beschwerlich wie der Abstieg, doch schließlich hing sie – drei, vier Jahre später – wieder an Ort und Stelle. Neben der kleinen, viel älteren Schwester.
Von seinem Großvater hatte Friedrich Burdorf zu diesem Zeitpunkt bereits erfahren, dass Kirchenglocken schon immer begehrte Objekte waren. Die Glocke, die im 1. Weltkrieg angefordert wurde, hat nicht überlebt. Sie war an Ort und Stelle zerschlagen und in Einzelteilen vom Glockenturm heruntergeworfen worden. „Wie man das geschafft hat, ist mir allerdings schleierhaft“, so Friedrich Burdorf.
Doch auch um die Glocken zu läuten, wurde noch viele Jahre Muskelkraft benötigt. „Immer, wenn die Glocken läuten sollten, sind wir zu Dritt auf den Glockenturm“, so der Küster. Nachbarn, Brüder, wer gerade verfügbar war. Sonntags um 8, zum Gottesdienst, sonnabends um 13 Uhr und – wenn jemand gestorben war – von 11 bis 12, eine Stunde lang. Einmal in der Woche mussten zudem die Gewichte am Uhrwerk wieder hinaufgezogen werden. Heute erledigt das alles der Computer. „Wenn ich mich mit der Technik noch besser auskennen würde, könnte ich die Programmierung sogar vom Sofa aus vornehmen. Per Funk. Doch dafür fehlt mir heute das Verständnis“, so der 86-Jährige.
Friedrich Burdorf bedauert sehr, dass der Zeitpunkt verpasst wurde, das imposante Uhrwerk, das seinen Platz in einem Schrank direkt neben der großen Glocke hat, zu bergen. „Mit meinem Nachbarn Heinrich Brase und meinem Schwiegersohn hatte ich schon alles klar gemacht. Doch dann hat uns der Architekt zugesagt, dass das per Kran erledigt würde. Daraus ist dann aber leider nichts geworden“, so Kuster Burdorf.
Architekt und Handwerker gehen, wie bereits berichtet, seit geraumer Zeit ein und aus in Heemsens St.-Michaelis-Kirche. Inzwischen fertig ist der neue Kirchturm aus Kupfer. Am Donnerstag zum letzten mal vor Ort waren die beiden Fachleute einer Firma aus Berlin, die die alten bleiverglasten Fenster aus dem Altarraum ausgebaut und gegen wunderschöne neue ausgetauscht haben. Die schlichten alten Fenster fanden dagegen ihren neuen Platz in den beiden Windfangtüren. Von einer Firma aus Paderborn kam dagegen der junge Mann, der am Donnerstagvormittag eine der Holzturen strich. Komplett ausgebaut sind noch die Tür zur Sakristei und die um Haupteingang. Nach wie vor gewartet wird in Heemsen außerdem auf die drei Ziffernblätter, die den neuen Kirchturm zieren sollen. Zum Norden, zum Osten und zum Westen.

Quelle: DIE HARKE am Sonntag vom 15. Juli 2018 


Quelle: Edda Hagebölling
Jochen Vogel, Gilda Simon, Christian Labrenz, Friedrich Burdorf und Dietmar Hallwaß vor der Heemser Michaeliskirche. Das Gotteshaus mit seinen 660 Plätzen ist nach St. Martin in Nienburg das größte im Kirchenkreis Nienburg.

Jetzt ist der Kirchturm dran

An der Heemser Kirche – nach St. Martin in Nienburg der größten im Kirchenkreis Nienburg – wird wieder gebaut. Nachdem das Kirchenschiff bereits vor zwei Jahren nicht nur ein neues Dach erhalten, sondern auch seine Turmchen zuruckbekommen hat, ist jetzt der 49 Meter hohe Kirchturm dran. Ihn einzurüsten, hat allein zwei Wochen gedauert. 
Wie Heemsens Pastor Dietmar Hallwaß, die Kirchenvorstandsmitglieder Gilda Simon, Jochen Vogel und Christian Labrenz und Küster Friedrich Burdorf bei einem Ortstermin berichteten, liegt die letzte größere Sanierung 40 Jahre zuruck. Für die Heemser daher kein Wunder, dass das Landeskirchenamt
bei seinen regelmäßigen Begehungen zu der Überzeugung gelangt war, dass in Heemsen mal wieder investiert werden müsste, um größere Schäden zu vermeiden. Für das Hauptschiff mit seinen zehn Türmchen waren seinerzeit 320 000 Euro veranschlagt, für den Kirchturm mit Dachreiter, Uhr und Bekrönung wurden noch einmal 274 000 Euro zur Verfügung gestellt. Bauherr ist jedoch nicht die Landeskirche, sondern die Kirchengemeinde Drakenburg-Heemsen. Pastor Hallwaß hat daher seit geraumer Zeit immer mal wieder Rechnungen in einer Höhe gegenzuzeichnen, die einem normalen Gemeindepastor in der Regel nicht alle Tage auf den Schreibtisch flattern.
Wenn auch diese Bauarbeiten abgeschlossen sind – im September soll es soweit sein – ist man in Heemsen im großen und ganzen wieder wunschlos glücklich. Zumal im Anschluss mit der Installation einer vernünftigen Toilettenanlage endlich ein langgehegter Wunsch in Erfüllung geht. Ähnliches gilt für die Erreichbarkeit der Kirche. Der Fußweg, der jetzt noch in Verlängerung der Schulstraße verläuft, wird in Richtung Querungshilfe verlegt. Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht: Die Kosten für die Sanierung der Bekrönung ubernimmt die Familie Eggers aus Rohrsen.
Noch etwas gedulden muss man sich in Heemsen dagegen mit der Aufarbeitung der massiven braunen Kirchentür. Diese Arbeiten werden voraussichtlich erst im kommenden Frühjahr fertiggestellt
sein.
Außerdem hat sich vor kurzem ein Vorfall ereignet, wie er nach Auskunft von Küster Friedrich Burdorf in den letzten 80 Jahren nicht vorgekommen ist: In die Heemser Kirche wurde eingebrochen. Im Kirchenvorstand vermutet man, dass die Täter davon ausgingen, dass in der Kirche wegen der Bauarbeiten Werkzeug und ähnliches lagert. Mutmaßungen wurden vorubergehend auch daruber angestellt, wie die Birke ganz oben aufs Gerüst gekommen sein mag. „Waren‘s die Pfingstbaumpflanzer oder vielleicht doch der heilige Geist. Wir sind uns nicht ganz sicher“, so die Kirchenleute schmunzelnd.
Zum ersten Mal erwähnt wurde die Heemser Kirche im Jahr 1179. Wie aus der kleinen Chronik hervorgeht, die Heemsens langjähriger Pastor Dieter Lichtblau anlässlich der Wiedereinweihung nach der letzten großen Renovierung vor 40 Jahren am 2. Advent 1977 zusammengestellt hatte, handelte es sich zunächst um eine kleine Holzkirche. Abgelöst wurde die 1250 durch eine Steinkirche. Das Kirchenschiff war 13 Meter lang und zehn Meter breit. Ein weiterer Neubau folgte 1864. Der Vorgänger mit seinen 270 Plätzen war nicht mehr groß genug. „Schon an gewöhnlichen Sonntagen musste eine Teil der Gemeinde dem Gottesdienst stehend beiwohnen“, heißt es in der kleinen Festschrift. Die Einweihung der neuen Kirche fand im Jahr 1864 am Michaelisfest statt. Sie war dem Erzengel Michael geweiht.
Seither verfügt Heemsens Michaeliskirche über 660 Sitzplätze. Zum Vergleich: In Nienburgs Theater finden bis zu 630 Gäste Platz. Die Holzbänke wurden ebenfalls im Rahmen der Sanierung vor 40 Jahren gegen grüne Holzstühle ausgetauscht. Der alte Dachreiter fiel im Jahr 1906 einem Blitzeinschlag zum Opfer. „Damals hatte die Gemeinde große materielle Opfer bringen müssen, um ihren Turm wieder aufzubauen, da sich die Gesamtkosten auf etwa 12 500 Mark beliefen“, so Dieter Lichtblau in dem kleinen Heftchen weiter.

Quelle: DIE HARKE am Sonntag vom 25. Juni 2017