Was haben eine Vikarin und Batman gemeinsam? Diese Frage klingt wie der Beginn eines schlechten Witzes. Dennoch möchte ich diesen überraschenden Vergleich wagen.
Stellen Sie sich vor: Ich, ihre Vikarin im Talar, und Batman, der düstere Rächer aus Gotham City. Was auf den ersten Blick völlig absurd erscheint, zeigt bei näherer Betrachtung überraschende Parallelen.
Batman trägt einen Umhang, um sich furchterregend und geheimnisvoll zu geben. Sein Kleidungsstück ist mehr als eine bloße Dekoration: Sein Umhang macht ihn zum Symbol der Gerechtigkeit und zum Schrecken für die Bösewichte von Gotham City. Der Umhang schützt ihn, hilft ihm bei seinen nächtlichen Streifzügen. In ihm wirkt Batman wie der ultimative Superheld. Bereit, die Stadt vor jeglicher Gefahr zu schützen.
Und dann gibt es mich, die Vikarin. Mein Talar hat nicht die Fähigkeiten eines Superhelden-Umhangs, doch auch er hat seine Bedeutung. Der Talar verdeutlicht meine Rolle der geistlichen Leitung des Gottesdienstes. Er ist eine Erinnerung an die jahrhundertelange Tradition und die Verantwortung, die ich damit in unserer Gemeinde trage. Der Talar gibt mir die Kraft, mit Ihnen gemeinsam auf den Glaubensweg zu gehen und sie in ihrem Glauben zu stützen – das ist doch auch eine Art von Superkraft, oder?
Für Batman bedeutet der Umhang ständige Wachsamkeit. Ob er nun durch die finsteren Gassen von Gotham schleicht oder von Dach zu Dach springt – der Umhang macht alles mit. Dabei kann er sich leicht verheddern oder gar zu einer Gefahr werden, wenn er sich an etwas verfängt.
Der Talar bringt ebenfalls seine eigenen Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel an einem windigen Sonntagmorgen, wenn ich mich dem Kircheingang nähere und der Talar sich plötzlich wie ein großes Segel aufbläht. Oder beim feierlichen Abendmahl, wenn ich mit dem Kelch in der Hand balanciere und aufpassen muss, nicht über meinen Talar zu stolpern. Ja, auch ich muss meinen Talar gut im Griff haben, um die Herausforderungen des Alltags zu meistern.
Während Batman ein Hightech-Fahrzeug und eine geheime Höhle hat, habe ich eine wundervolle Gemeinde, die mich unterstützt, in der ich lernen und als Vikarin wachsen darf. Sei es bei eigenen Predigten, Taufen und Andachten oder im Miteinander bei Festen oder anderen Veranstaltungen. Meine „Superkraft“ ist es, Ihnen zuzuhören, gemeinsam mit Ihnen ins Gespräch zu kommen und Ihnen in verschiedenen Lebenslagen zur Seite zu stehen – und das ganz ohne Fledermaus-Signal!
Liebe Gemeinde, dafür bin ich sehr dankbar! Und nicht vergessen: Nicht jeder Heldenmut braucht einen Umhang. Denn auch in Alltagskleidung können wir kleine und große Heldentaten vollbringen und füreinander da sein. Jeder trägt in seinem Herzen eine Portion Heldenmut. Und das ist gut so!
In den Monaten August bis November tausche ich meinen Talar gegen Kreide und Schulbücher ein, denn das Vikariat zieht mich in die Grundschule in Heemsen. Dort werde ich viele kleine Superhelden kennenlernen, die alle ihre ganz eigenen, wunderbaren Fähigkeiten haben. Diese kleinen Helden sind schon jetzt voller Potenzial, und ich freue mich darauf, sie bei der Entwicklung ihrer Superkräfte zu unterstützen.
In der Schulphase werde ich in unserer Kirchengemeinde nur noch in der Konfirmandenarbeit tätig sein. Falls Sie mich also in den kommenden Monaten in Heemsen oder anderswo sehen und ich nicht bei kirchlichen Veranstaltungen bin, wundern Sie sich nicht. Freuen Sie sich stattdessen schon auf die nächste Ausgabe unseres Gemeindebriefs, in der ich von meinen Erlebnissen und Erfahrungen in der Schule berichten werde.
Bis dahin wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Zeit und viele kleine Heldentaten im Alltag!
Ihre Vikarin
Silke Schiller
Silke Schiller